Unterwegs
(1959)
1 | Von
Herberge zu Herberge Vergessenheit. Der eigene Name wird etwas Fremdes. |
2 | Deine Mutter lebt nirgendwo, ist längst dein Kind geworden, das du nie gebierst. |
3 | Und dass dich einer liebt, dass man dich anders lieben kann als im Vorübergehn, das nimmt dich wunder. |
Nur eine Rose als Stütze (1959)
1 | Ich
richte mir ein Zimmer ein in der Luft unter den Akrobaten und Vögeln: mein Bett auf dem Trapez des Gefühls wie ein Nest im Wind auf der äußersten Spitze des Zweigs. |
2 | Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle der sanftgescheitelten Schafe die im Mondlicht wie schimmernde Wolken über die feste Erde ziehn. |
3 | Ich schließe die Augen und hülle mich ein in das Vlies der verlässlichen Tiere. Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren und das Klicken des Riegels hören, der die Stalltür am Abend schließt. |
4 | Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt. Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein. Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze. |